Weltreise 2008 + Südamerika 2019
Wir haben gerade einen doppelten Kulturschock hinter uns: von Grenada nach Miami und von Miami nach Ecuador. Aber alles der Reihe nach :

Mit frisch gestylten Haaren haben wir uns am Mittwoch aus der Karibik verabschiedet. Es war keine einfache Entscheidung, sich außerhalb der Reichweite des Friseurs unseres Vertrauens in fremde Hände zu begeben, zumal wir nicht sicher sein konnten, inwieweit die Inhaber der zahllosen, grenadischen  Beautysalons mit europäischem Haar und Geschmack vertraut sind. Für spätere Fälle habe ich jedoch die ultimative Entscheidungshilfe gefunden : ich schicke zunächst meinen lieben Gatten zum Haareschneiden, übersteht er die Prozedur mit akzeptablem Lock und ohne Blessuren, begebe ich mich in die gleichen Hände. Bei der Inhaberin des „ Cutting Edge“ auf Grenada waren wir jedenfalls richtig und konnten mit einem ganz passablen Schnitt die Weiterreise antreten. Soweit zu den besonderen Schwierigkeiten eines Langzeitreisenden.

Indio-Markt in Otavalo


Grenada hat sich mit friedvoller Stimmung und schönstem Wetter von uns verabschiedet. Es ging dann über San Juan auf Puerto Rico, wo die Einreiseformalitäten in die USA zu erledigen waren, nach Miami, das wir bereits von diversen früheren Besuchen kannten, uns aber noch nie so spanisch vorkam (im wörtlichen und übertragenen Sinne), wie dieses Mal.

Am Flughafen erlitten wir zunächst einen Klimaschock. Bei für unseren Geschmack durchaus angenehmen Außentemperaturen (27 Grad und nicht sonderlich schwül) war die Innentemperatur des Gebäudes auf ca. 18 Grad runtergekühlt, so dass die erste Amtshandlung darin bestand, nach sieben Wochen erstmals wieder Jacken anzuziehen. Das gleiche Spiel setzte sich im Hotel und abends im Restaurant (dort dürften es nur noch 16 oder 17 Grad gewesen sein) weiter fort, was die Merkwürdigkeit zur Folge hatte, dass ich meine Fleecejacke anzog, wenn ich ein Gebäude betrat, und auszog, wenn ich mich im Freien bewegte. Es ist für uns unverständlich, wie sich die Amerikaner weiterhin den Luxus eines offenbar gänzlich fehlenden Energiespar- bzw. Umweltbewusstseins leisten können. Dabei jammert man dort zwischenzeitlich auch über den hohen Ölpreis, gestiegene Lebenshaltungskosten und eine beginnende Rezession. Ob das unter einer neuen Präsidentschaft besser wird, lässt sich nicht sagen, weil sich die Kandidaten mit Sachthemen derzeit nicht auseinandersetzen, sondern nur aufeinander rumhacken. Wir (bisher immer gut versorgt mit amerikanischen TV-Nachrichtensender) können die Namen Clinton und Obama zwischenzeitlich jedenfalls nicht mehr hören und waren überhaupt froh, nach einer Nacht, die wir in einem Hotel nahe dem Flughafen, einer Eisenbahnstrecke und einem viel befahrenen Highway (das Hotel war aber ganz in Ordnung) verbracht haben, Miami wieder verlassen zu dürfen.

Zuvor mussten wir aber noch das unbeschreibliche Chaos des American Airlines-Terminals in Miami über uns ergehen lassen. Hunderte von Reisenden standen in einer einzigen Schlange vor den Check-In-Schaltern, von denen nur die wenigsten besetzt waren, an den zudem nie ohne längere Schwatzpausen gearbeitet wurden. Dazwischen tobten zahlreiche Kinder (offenbar die der Angestellten) hinter den Schaltern und spielten mit den dort vorhandenen Computern, wahrscheinlich um das ganze Buchungssystem einmal kräftig aufzumischen. In den Reihen der Wartenden fanden sich immer wieder unbeaufsichtigte Gepäckstücke, die ungeachtet der allgemeinen Sicherheitshysterie der Amerikaner offenbar kaum jemanden störten. Der Sicherheitscheck des Handgepäcks und der Kleidung (zwischenzeitlich muss man sich fast ausziehen, um passieren zu können) war ähnlich chaotisch, so dass wir, obwohl wir ca. 1 ¾  Stunden vor Abflug am Flughafen waren, die Maschine nach Quito gerade noch so mit hängender Zunge erreichten.

Der Flug war nichts für Leute mit latenter Flugangst (also nichts für mich). Gleich hinter den Florida-Keys gingen die Turbolenzen los und hielten während des ganzen 4-stündigen Flug bis Quito mehr oder weniger stark an. Als ich dann noch mit einem Ohr vernahm, dass Piloten wegen der besonderen Schwierigkeit für eine Landung auf dem Flughafen von Quito eine Sonderausbildung benötigten, war es ganz aus. Wir sind dann auch durch dichte Wolkengebilde, vorbei an 4.000 Meter hohen Berge in das relativ Enge Tal von Quito eingeschwebt. Es  ging alles gut, wie man ja sieht.

Quito hat uns mit Regen und kühlen Temperaturen von 10 bis 17 Grad (wen wundert es bei einer Höhenlage von ca. 2.800 Metern) begrüßt. Unser Hotel (zu meiner Erleichterung sehr sauber, aber mit recht kleinen Zimmern) lag in einer ruhigen Seitenstraße der Mariscal (Das Ausgehviertel Quitos), wo sich die meisten Traveller und auch viele Einheimische rumtreiben. Hier gibt es unzählige Restaurants und Bars. Es ist immer Betrieb auf den Straßen und die Gegend gilt als relativ sicher. Wir sind dann in das nächste Restaurant mit ecuadorianischer Küche eingefallen und haben dort einen netten Abend im Gespräch mit einem Holländer gehabt, der schon mehrere Langzeitreisen hinter sich hat und viel über Glück und Leiden auf solchen Reisen zu berichten wusste (mein Fazit : gut, dass wir Indien von unserem Reiseplan gestrichen haben).

Die ecuadorianische Küche scheint mir kein Highlight zu sein, ist aber – wie alles neue – noch interessant. Es gibt vor allem stärkehaltige Kost wie Kartoffeln, Mais, Yam, Bananen, Avocados. Man liebt Suppen jeglicher Art, Hühnchen und Fisch scheint beliebt zu sein, werden aber recht trocken gereicht. Das Brot ist eine echte Verbesserung gegenüber der Karibik.

Gleich am Tag nach unserer Ankunft haben wir ein Auto gemietet und sind nun für eine Woche auf Rundreise durch das nördliche Andenland (unter großzügiger Umgehung des Grenzgebietes zu Kolumbien) und den sog. Noroccidente (die mit Regenwald bewachsene, nördliche  Westseite der Anden).  Die Panamericana ist – wenn man denn endlich aus Quito heraus ist – in diesem Bereich hervoragend ausgebaut und in gutem Zustand. Da haben wir in Costa Rica ganz anderes erlebt.

Gelandet sind wir im Moment in Otavalo (ca. 40.000 Einwohner), das vor allem durch seinen Samstags stattfindenden Indiomarkt (größter Indiomarkt Südamerikas) bekannt ist. Die Indios sind hier keine Minderheit, sondern prägen  mit  ihren Trachten und ihrer Geschäftigkeit das Stadtbild. Die meisten sind winzig, unter ihnen komme ich mir mit meinen 1,67 Meter Körpergröße wie eine Riesin vor. Der Markt ist auch keinesfalls eine reine Touristenangelegenheit, hier treibt man auch untereinander Handel. Wir sind heute morgen ausgiebigst über den Markt, der die Hälfte des Stadtgebietes abdeckt, geschlendert und müssen sagen, dass es wirklich der größte, bunteste und beeindruckenste Markt ist, den wir je gesehen haben. U.a. wird sehr viel Kunsthandwerk verkauft, das meiste davon ist durchaus geschmackvoll (wenn man es denn bunt mag). Wäre unser Gepäck nicht so limitiert, hätten wir sicher kräftig zu geschlagen, so gab es bisher nur einen Alpaca-Pullover für Bernhard zum sagenhaften Preis von 13 US-Dollar. Aber der Tag und damit auch der Markt sind noch nicht zu Ende.


Sonntag, 27.04.2008

 

Nach der zweiten Nacht in unserer schönen Unterkunft hier in Otavalo, einem nach oben zum Dach offenen, sehr hellen, mit Kamin (die hier übliche, einzige Heizquelle) und wunderbaren Holz- und Kachelböden ausgestatteten Zimmer mit Küchenzeile (aus der man unverständlicher Weise aber den Kühlschrank und annähernd sämtliches Geschirr entfernt hat) ging es heute über die Panamericana Norte zur nahegelegenen Cuicocha -Kraterlagune auf ca. 3.000 Metern Höhe. Dem Ratschlag unseres Reiseführers folgend waren wir recht zeitig dort und konnten so den in einem riesigen Vulkankrater gelegenen, von hohen Berghängen umgebenen, tiefblauen See nicht nur in relativer Einsamkeit, sondern auch bei noch klarem Wetter erleben. Der Weg dorthin führte durch zunächst üppige Vegetation vorbei an Bäumen, Kakteen und blühenden Sträuchern unterschiedlichster Art, sattgrünen Almweiden mit grasenden Kühen, Pferden, Schafen und Schweinen, reißenden Flussläufen immer weiter hinauf in etwas kargere Gegenden, in denen gleichwohl noch  Landwirtschaft betrieben wird (vorzugsweise Anbau von Mais und anderem Getreide, und das in 3.000 Meter Höhe!).

Es gibt einen Wanderweg auf dem Kratergipfel rund um den See, den wir jedoch nur zum Teil gegangen sind, weil wir uns nach knapp 3 Tagen in Ecuador immer noch nicht ganz an die Höhenlage gewöhnt haben. Bei normalen Aktivitäten hat sich die Höhe nicht bemerkbar gemacht, obwohl sowohl Quito (2.800m) als auch Otavalo (2.500m) deutlich über 2.000 Meter hoch liegen. Der Unterschied zu gewohnten Höhenlagen zeigt sich aber bei anstrengenderen Unternehmungen. So wollten wir gestern eigentlich eine kleine Runde joggen, was zunächst eine zeitaufwendige  Suche nach einer halbwegs flachen, hundefreien und umgebungsmäßig ansprechenden Strecke erforderte. Wir begannen in unserem normalen Trainingstempo und nach sage und schreibe 150 Meter war die Herrlichkeit vorbei. Ich hatte das Gefühl als lege sich ein Ring um die Brust, das Herz raste und ich war vollkommen außer Atem. Diese Erfahrung hat mich – wiewohl im Reiseführer darauf hingewiesen - doch schwer erstaunt, denn ich dachte, gut trainierten Leuten wie uns passiert so etwas nicht. Wir sind dann in einen Wechsel zwischen langsamen Traben und Walking verfallen. Das ging einige Zeit, war aber immer noch über die Maßen anstrengend. Unsere ca. 2-stündige Wanderung rund um die Kraterlagune heute haben wir dann auch gemütlich angehen lassen, zumal die erste Stunde wenn auch nicht steil, so doch stetig bergauf ging. Ist der Körper aber einmal an die Bewegung und Anstrengung gewöhnt, geht es immer besser. Vor allem aber hat sich der Weg wegen der herrlichen Aussicht vom Kraterrand über den See und die angrenzenden Berge mehr als gelohnt. Beim Abstieg fing es prompt an zu regnen und unten am See angekommen war alles mit Wolken verhangen.

 

Wir sind dann durch das ausgesprochen nette Städtchen Cotacachi mit seinen frisch renovierten Häuschen, neu angelegten Straßen und dem schön bepflanzten Platz vor der alten Kolonialkirche wieder zurückgefahren. Dieser Ort hat sich besonders herausgeputzt für den Tourismus, der es ihm offenbar mit immer zahlreicher werdenden Hotels dankt. Auch Otavalo ist im Innenstadtbereich recht nett, ansonsten merkt man den Städten und Dörfern Ecuadors aber doch deutlich die Armut des Landes mit der damit einhergehenden Tristesse an. Hier ist das Durchschnittseinkommen (ca. 3.000 US$ p. Kopf/Jahr) nochmals erheblich niedriger als auf den karibischen Inseln (ca. 5.000 – 11000 US$), wobei man noch beachten muss, dass das Geld von jeher sehr ungleichmäßig verteilt ist. Die grandiose Landschaft hat zudem den Nachteil, dass sie sich wirtschaftlich nur schwer nutzen lässt. Dass die Ecuadorianer deshalb auf einen sog. Eco-Tourismus setzen, ist folgerichtig und unterstützenswert.

 

Morgen werden wir vorübergehend das Hochland verlassen und in die westlichen Regenwaldgebiete fahren. Dort wird es hoffentlich ein wenig wärmer (obwohl sich eigentlich auch hier die Temperaturen ertragen lassen, nur in den Abendstunden wäre ein wenig Heizung ganz nett), aber wohl auch feuchter werden. Wahrscheinlich werden wir dann bis wir am Freitag (dem 02.05.08) wieder in Quito sind, keinen Internetanschluss mehr haben.

 

Am Sonntag, den 4.05., geht es im Rahmen einer bereits gebuchten Reise auf die Galapágos-Inseln, wo wir eine Woche mit einem Segelcatamaran zwischen den Inseln herumschippern werden. Mal sehen, wie uns die Seefahrt bekommt.


Samstag, 03.05.2008

 

Zurück in Quito. Hinter uns liegt eine Rundreise vom nördlichen Andenhochland über Quito, Mitad del Mundo (einem Punkt auf dem Äquator, den die Ecuadorianer zum Mittelpunkt der Erde erklärten), den Regenwäldern von Mindo im sog. Noroccidente, dem Tiefland von St. Domingo de los Colorados und wieder zurück zum Andenhochland südlich von Quito. Um vereinzelte Anfragen unserer geneigten Leserschaft gleich zu beantworten : Eldorado haben wir dabei nicht gefunden, nur viel spektakuläre Landschaft.

 

Zunächst mussten wir uns von Norden kommend wieder durch halb Quito quälen, um auf der anderen Seite der Stadt wieder im Norden herauszufahren. Die Verkehrsverhältnisse in Quito sind chaotisch. Die in einem relativ engen Tal gelegene Stadt erstreckt sich mittlerweile über eine Länge von ca. 50 Kilometern mit einem verzweigten Einbahnstraßennetz und einem für die Größe der Stadt und ihrer Bevölkerung unzureichenden öffentlichen Verkehrssystem. Es läuft alles mit Bussen, die an jeder Ecke halten, dicke schwarze Rauchschwaden auspusten und die Straßen verstopfen. Die Fahrweise der Quiteños ist auch nicht gerade von Übersicht und Zurückhaltung geprägt. Schilder gibt´s, aber viel zu wenige, wobei wir auch deshalb ein echtes Orientierungsproblem hatten, weil sich keiner von uns (mangels Lesebrille) in der Lage sah, den mitgeführten, kleingedruckten Stadtplan zu entziffern.

 

Aber man kommt schließlich überall an, so auch wir am „Mittelpunkt der Erde“ (Mitad del Mundo). Dort befindet sich eine nette Parkanlage mit einem Monument in der Mitte (allerdings 180m neben richtigen Linie), aber der eigentliche Höhepunkt dieses Abstechers war eine Tour durch das Museo Inti Nan, errichtet auf der echten Äquatorlinie, auf der man balancieren und die Zentrifugalkräfte der beiden Erdhälften auf sich wirken lassen kann. Es gibt liebevoll nachgebaute Behausungen der Ureinwohner mit echten Meerschweinchen (eine Delikatesse hier, wir haben aber noch nicht probiert). Nebenbei erhielten wir eine kleine Einweisung in den Sonnenglauben der Ureinwohner (beide Daumen nach oben und schon geht es uns besser).

 

Wir fuhren dann weiter über den Krater Pululahua, wo wir wegen des aufkommenden Nebels gerade noch einen Blick auf den saftig grünen, riesigen Kraterboden (200m tiefer) erhaschen konnten. Dann ging es stetig bergab, vorbei an immer höher werdenden Bäumen, brausenden Wasserfällen, riesigen Farnen in den Regenwald bei Mindo. Dieser machte seinem Namen während unseres Aufenthaltes dort alle Ehre. Da der Ort, an dem wir übernachteten, auch immer noch ca. 1.700 Meter hoch lag und die ansonsten recht nette Unterkunft über keinerlei Heizmöglichkeit verfügte, war es nicht wirklich gemütlich. Unsere Kleidung war innerhalb kürzester Zeit ebenso klamm und kalt wie unser Zimmer. Da konnte uns weder das morgentliche Birdwatching (unzählige Kollibris und große Greifvögel) noch das nette be- (oder besser an-)geheizte, überdachte Schwimmbad retten, zumal unsere Badekleidung anschließend 3 Tage brauchte, um wieder trocken zu werden. Wir sind eben keine echten Naturburschen, sondern weiterhin verhätschelte Großstädter und daher nach 2 Tagen wieder abgereist. Zu unserer Ehrenrettung muss ich aber sagen, dass wir am Ende die einzigen Gäste in der Regenwaldlodge waren, die meisten Traveller zog es offenbar angesichts der Witterungsverhältnisse gar nicht erst dorthin.

 

Wir wollten uns dann in einer in unserem Reiseführer nett beschriebenen Hosteria im zur Küste führenden Tiefland einquartieren, wo ich meinen Magen- und Darmvirus auskurieren wollte, den ich mir zu allem Überdruss auch noch im Regenwald eingefangen hatte. Im Tiefland war es zwar schön warm und landschaftlich ansprechend (sattgrünes Plantagenland mit teils netten Gehöften), allein die angepriesene Unterkunft ließ sich trotz Nachfrage nicht auffinden. Nichts war beschildert. Wir haben dann beschlossen, dass es sie wohl nicht mehr gibt (keine zwangsläufige Schlussfolgerung in diesem Land, wie wir später erfahren sollten), und uns in der Nahe der Stadt Santo Domingo  de los Colorados ein nettes Hotel suchen. Diese Stadt war aber so grässlich (überall Straßenbauarbeiten, ein einziges Verkehrschaos, überall Schlamm und Dreck, graue Häuser, laut, wirklich keine Schönheit, zudem soll die Stadt auch nicht die sicherste sein), dass wir gleich wieder ins Hochland – diesmal südlich von Quito – gefahren sind. Die Fahrerei an diesem Tag war abgesehen von ihrer Länge kein wahres Vergnügen, denn die Strecke St. Domingo – Quito gilt als Rennstrecke der Einheimischen, was angesichts der vielen Kurven und des pünktlich zum Nachmittag einsetzenden Nieselregens nicht ungefährlich sein kann. Gott sei Dank war das Verkehrsaufkommen dann aber nicht so schlimm wie befürchtet, die Leute fuhren auch halbwegs vernünftig und es waren relativ wenig Lastwagen unterwegs. Im Hochland angekommen verschlug es uns in einen kleinen Ort nahe der Stadt Machachi, dem Zentrum der Molkereiwirtschaft Ecuadors. Diesmal fanden wir – Dank guter Beschreibung im Reiseführer – eine nette, dort empfohlene Unterkunft, die weder an der Hauptstraße ausgeschildert, noch am Gebäude selbst als Hosteria ausgewiesen ist. Wir fragen uns, wie dort zwischen all den Kuhwiesen ein Tourist landen soll, tatsächlich waren wir auch wieder die einzigen Gäste. Aber es gab einen ausgesprochen liebevollen Service, eine sehr gute Küche (Vier-Gänge-Menü für 10 US-Dollar) und – ganz wichtig, denn wir waren wieder auf 3.000 Meter Höhe - einen Ofen im Zimmer. Dort haben wir uns 2 Tage erholt, sind am Freitag wieder nach Quito gefahren, wo wir am Sonntag zu unchristlicher Zeit auf die Galapagos-Inseln starten (hoffentlich ist uns der Wettergott dort gnädig, denn auch in Quito und Umgebung regnet es derzeit häufig).

 

Heute haben wir uns – nachdem wir Quito mittlerweile mehrmals mit dem Auto durchquert haben – ausgiebig und in Ruhe die Altstadt angesehen. Das in unserem Reiseführer geschilderte, in einigen Ecken bestehende Sicherheitsproblem scheint nicht mehr zu existieren. Die Altstadt ist in ihren wesentlichen Teilen frisch herausgeputzt und überall ist die Polizei präsent. Das alte Quito oder Quito Colonial berstet über voll Sehenswürdigkeiten. Insbesondere eine Vielzahl von Kirchen und Klöster gibt es zu besichtigen. Alle unter Ausnutzung der Arbeitskraft der Indios, die sich sehr gute handwerkliche Fähigkeiten aneigneten, errichtet. Daneben wartet Quito Colonial mit einer Vielzahl von Museen und restaurierten historischen Häusern auf. Das lässt sich alles nicht beschreiben, man muss die Bilder ansehen. Auf jeden Fall lohnt ein Besuch dieser Stadt schon wegen der wunderschönen, quirligen, geschäftigen Altstadt, in der man auch Menschen aller Couleur, offenbar wohlhabend und bitterarm, in entspannter Wochenendatmosphäre flanierend oder bereits morgens volltrunken, beobachten kann. Gebettelt wird wenig, es sind aber viele kindliche Schuhputzer und Straßenverkäufer unterwegs.

Dienstag, 13.05.2008

 

Zurück im Andenhochland. Hier hat sich das Wetter zwischenzeitlich ein wenig gebessert. Ab und zu zeigt sich für längere Phasen die Sonne und es regnet weniger. Aber wir haben ja noch die Sonne von Galapagos in uns, die uns dort nach Strich und Faden verwöhnte.

 

Mittlerweile haben wir uns etwa 70 km südlich von Quito auf einer 300 Jahre alten Hacienda (Hacienda de la cienaga) in der Nähe des Cotopaxi Nationalparks eingemietet. Hier hat vor 200 Jahren schon Alexander von Humboldt gewohnt. Die Zimmer sind schön groß mit gut 1 Meter dicken Wänden, Kamin und mit alten Möbeln eingerichtet. Es hat aber alles eine gewisse Patina (einschließlich Schimmelpilzkolonien im Badezimmer). Hier sitzen wir nun und warten darauf, dass sich der ehrwürdige Cotopaxi, der höchste frei stehende aktive Vulkankegel der Erde (5.897 m hoch), uns einmal in seiner vollen Schönheit, d.h. bis zum Gipfel zeigt. Bisher hat er uns noch nicht die Ehre erwiesen, sondern sich nur Wolken verhangen präsentiert. Aber morgen ist auch noch ein Tag.

Freitag, 16.05.2008

 

Der Cotopaxi zeigte uns schließlich nach geduldigem Warten auf einer in 4.000 Meter Höhe gelegenen Hochebene einen Teil seiner Nordwestflanke, alles andere blieb wolkenverhangen. Wir haben diverse Suchbilder von diesem Anblick gefertigt und wünschen viel Phantasie beim Betrachten. Ansonsten wurden wir bei unserem Ausflug in den Cotopaxi-Nationalpark mit einer bizarren Landschaft, wild wechselnden Wolkenformationen, dem Anblick zahlreicher Wildpferdherden und einer atemberaubenden, fahrerisch allerdings sehr anspruchsvollen Abfahrt von 4.200 Metern Höhe in die auf ca. 3.000 Metern liegende Hochebene von Machachi belohnt. Bei letzterer waren etliche Kilometer Holperstrecke mit Durchquerung mehrer Wildbäche und Überquerung kleiner Holzbrücken zweifelhafter Tragkraft zu überwinden. Unglaublicher Weise wird hier noch bis zu einer Höhe von 3.800 Meter Ackerbau betrieben. Nicht  nur klimatisch ein hartes Leben für die meist indigenen Bewohner der Berge, die die steilsten Hänge hinauf schwerste Lasten schleppen und zwar auch die Frauen. Letztere sieht man noch an Wasserläufen ihre Wäsche waschen, was darauf schließen lässt, dass es eine Wasserversorgung in ihren ärmlichen Behausungen nicht gibt. Die Indios prägen mit ihren schwarzen Filzhüten und bunten Umhängetüchern auch das Bild der Städte, wo sie auf den zahlreichen Märkten das anbieten, was sie auf ihren an steilen Berghängen angelegten Äckern ernten.

 

Am Donnerstag ging es zum höchsten Berg der ecuadorianischen Anden, dem Chimborazo (6.310 Meter). Wir haben den Gipfel bei relativ gutem Wetter auf einer bis 4.300 Meter hohen Passstraße umfahren und dabei grandiose Ausblicke auf den Eisriesen und die umliegenden Bergketten gehabt. Ein tröstlicher Ersatz für den schamhaft in Wolken verhüllten Cotopaxi, von dessen Gipfel ich allerdings beim abendlichen Joggingversuch in 2.800 Meter Höhe (mühsame 7 Kilometer im Zuckeltrab, dann war die Luft und die Kondition bereits zu Ende) doch noch ein paar Blicke erhaschen konnte.

 

Heute stand Ausruhen, weitere Reiseplanung und - organisation und die Besichtigung von Riobamba (160.000 Einwohner), einer alten, mehrfach durch Erdbeben zerstörten Kolonialstadt auf dem Programm. Es gibt dort einen recht netten Altstadtkern mit drei schönen Parks und der obligatorischen Vielzahl von Kirchen. Ansonsten empfinden wir ecuadorianische Städte und auch die meisten Dörfer eher als deprimierend: kaum Gärten, die Hausfassaden meist unverputzt, Schlammstraßen mit Müll an den Straßenrändern, vom kargen Leben gekennzeichnete Menschen (besonders die Indios), die man zum Teil schon in der Frühe alkoholisiert oder lethargisch an einer Häuserecke liegend antrifft, dazwischen laufen Unmassen an streunenden, abgemagerten Hunden herum, grasen dünne Kühe und Schafe und suhlen sich neben spielenden Kindern die Schweine im Dreck. Dieses Land ist so fruchtbar, es wird Erdöl gefördert und es gibt Tourismus, bei den meisten Indios kommt aber nichts davon an. Anders scheint das nur in Otavalo zu sein, wo die Indios Kooperativen zur Herstellung ihres Kunsthandwerkes gegründet haben und mittlerweile in alle Welt exportieren. Nach der Besichtigung von Riobamba kehren wir wieder mit schlechtem Gewissen, aber irgendwo auch erleichtert in unsere, alle zivilisatorischen Annehmlichkeiten (außer Heizung, dafür aber mit Kamin) aufweisende Unterkunft zurück.

   

Sonntag, 25.05.2008

 

Den geschilderten Eindruck von ecuadorianischen Städten müssen wir teilweise revidieren nachdem wir Cuenca gesehen haben. Die Stadt ist sehr gepflegt und weist eine Vielzahl hübsch renovierter Kolonialhäuser mit schönen Balkonen, nett angelegten Parks mit üppig blühenden Pflanzen und monumentalen Kirchen auf. Die Stimmung ist relaxed, die Leute freundlich, es gibt eine Vielzahl guter Restaurants und sogar ein Wiener Kaffeehaus mit leckerem Kaffee und Kuchen, in dem natürlich vorwiegend deutschsprachige Touristen verkehren. Darüber hinaus ist Cuenca eine recht sportliche Stadt. Hier pflegt man nicht nur den in Südamerika unvermeidlichen Fußball und eine besondere Art des Volleyballs mit nur 3 Spielern pro Mannschaft und höheren Netzen als üblich, wir trafen erstmals auch auf einheimische Leichtathleten. Es waren zwar keine Läufer, aber immerhin Geher und diese  von so gehobenem Format, dass wir kaum Chancen hätten, laufend mit ihnen Schritt zu halten. Aus Cuenca stammt auch der einzige Olympiasieger, den Ecuador bisher hervorgebracht hat, der Geher Jefferson Perez, dem man hier bereits zu Lebzeiten ein eigenes Denkmal im Park errichtet hat.

 

Weniger nett als die Tage in Cuenca waren jedoch die An- und Abreise (jeweils die gleiche Strecke). Wir sind frohen Mutes bei halbwegs schönem Wetter auf einer gut ausgebauten Panamerikana in Riobamba gestartet und lobten bereits das ecuadorianische Straßennetz in den höchsten Tönen bis die Straße, immerhin die Hauptverbindungsstrecke Latinamerikas, plötzlich und unvermittelt in eine ca. 20 Kilometer lange Baustelle mündete. Eine Asphaltdecke war nicht mehr vorhanden, Spurrillen wechselten sich mit tiefen Schlaglöchern und dazwischen liegenden Felsbrocken ab. Gleichzeitig zog dichter, immer wieder von Regenschauern unterbrochener Nebel auf, bei dem man sprichwörtlich die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte. Die Fahrt war super anstrengend, wobei wir auf der Rückfahrt immerhin den Vorteil hatten, dass wir wussten, wo die schlechte Strecke wieder enden wird. Wir sind dann einen Tag früher als geplant von Cuenca wieder abgereist, um einen Zwischenstopp auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel einzulegen. Geplant war dieser Stopp eigentlich bei Ingapirca, den bedeutendsten Inkaruinen Ecuador, die wir aber leider nicht zu Gesicht bekamen, weil Anwohner den Zufahrtsweg dorthin gesperrt hatten, um die Regierung zu zwingen, ihnen bei der Sanierung ihrer vom vielen Regen der letzten Monate sanierungsbedürftigen Häuser zu helfen. Was aus dieser Aktion geworden ist, wissen wir nicht, wir können uns aber nicht vorstellen, dass sie von großem Erfolg gekrönt war, lieber verzichtet man hier auf eine Touristenattraktion. Wir sind stattdessen in den Genuss einer recht friedvollen Übernachtung in Alausi gekommen, wo wir offenbar die einzigen Touristen im Ort waren. Das Städtchen hat an sich nicht viel, ist aber der Start- und Endpunkt einer spektakulären Bahnfahrt um die sog. Teufelsnase (La Nariz del Diablo), die man auf dem Dach der Lokomotive genießen kann. Wir haben uns diese Fahrt in Anbetracht des feuchtkalten Wetters erspart, dafür aber die sehr authentische Atmosphäre in dem kleinen Ort genossen.

   

Am nächsten Tag sollte es weiter über Riobamba nach Banos, dem Tor zum Oriente (Amazonasgebiet) und Wallfahrtsort mit „heiligem“ Thermalwasser und nur noch klimatisch angenehme 1.800 Meter hoch gelegen, gehen. Leider endete die von uns ausgewählte Straße ohne jede Vorwarnung  35 Kilometer hinter Riobamba im Nichts. Lediglich zwei dezent auf die Straße gelegte Felsbrocken sollten darüber Auskunft geben, dass die Straße wenige 100 Meter später unpassierbar abgerutscht war. Genervt drehten wir um, fuhren die 35 Kilometer zurück und mussten dann noch einen Reisenumweg zu unserem, uns dafür aber mit frühlingshaftem Wetter begrüßenden Ziel machen.

 

Banos ist ein netter und vorwiegend bei Rucksack- und einheimischen Touristen beliebter Ort mit einer sehr guten touristischen Infrastruktur, in dem vor allem ausgesprochen gut essen kann. Bei dem Gedanken an ein kleines französisches Restaurant, in dem man gleich von einer nach provencalischen Kräutern und Knoblauch duftenden Wolke umfangen wird, läuft uns heute noch das Wasser im Munde zusammen. Leider haben sowohl das öffentliche Thermalbad als auch unsere im Reiseführer als komfortables Hotel mit Spa-  und Thermalbadeanlage angepriesene Unterkunft schon deutlich bessere Tage gesehen. Als wir ankamen war zunächst – in Ecuador allerdings keine Besonderheit – der Strom ausgefallen, so dass das Wasser in den „Thermalbecken“ eiskalt war, da es nämlich mittels eines vorsintflutlichen, riesigen gasbefeuerten Boilers aufgewärmt werden musste. Letzteren lernten wir allerdings erst am nächsten Morgen kennen, als er um 7.00 Uhr mit dem Lärm eines Düsenjets in Gang gesetzt wurde und an Schlafen nicht mehr zu denken war. Zunächst wies man uns den wohl kleinsten und dunkelsten Raum des Hauptgebäudes und dann eine Cabana, in deren Dach der Holzwurm tickte und Holzspäne rieselten, als Unterkunft zu und erst nach hartnäckigem Protest wurden wir dann einer großen Suite mit ordentlichen Erhaltungszustand einquadriert, für das wir aber wahrscheinlich mehr als das Doppelte der ausschließlich einheimlichen Touristen zahlten, die sich sonst noch in dem Hotel tummelten. Dafür war die zweite Nacht dann schon um 6.00 Uhr morgens beendet, als sich etwa 200 uniform gekleidete Jugendliche unbekannter Herkunft und mit nicht erkennbarer Motivationslage nebst ihrem mit einem Megafon bewaffneten Anführer auf dem Hotelgelände vor unserem Fenster versammelten, um zu exerzieren. Nach ca. einer halben Stunde verschwanden alle laut schnatternd, dann setzte sich der bereits erwähnte Boiler in Betrieb. Wenige Stunden später haben wir diesem Etablissement  ohne großen Abschiedsschmerz Adieu gesagt und uns in dichtem Regen ins dschungelbewachsene  Tiefland begeben.

 

Die Fahrt ging zunächst durch eine Reihe spärlich ausgeleuchteter Tunnel, in denen immer wieder kleinere Wasserfälle auf uns niederprasselten und über deren Tragkraft man sich besser keine näheren Gedanken machen sollte, und endete schließlich wieder in einer der unvermeidlichen, kilometerlangen Straßenbaustellen mit Matsch, Geröll, tiefen Wasserlöchern und orientierungslos rangierenden LKWs. Nur das letzte, in unserer Karte noch als unbefestigt eingezeichnete Straßenstück entpuppte sich Gott sei Dank als gut ausgebaute Strecke.       

   

Dienstag, 27.05.2008

 

Vier Tage Dschungel in dem um das Städtchen Misahualli gelegenen Gebiet des Rio Napo, eines Nebenflusses des Amazonas, liegen hinter uns. Vorgefunden haben wir allerdings vorwiegend nur sog. Sekundär-Regenwald, da die weitaus meisten Urwaldriesen in  Gegenden, die man noch über Straßen erreichen kann, mittlerweile abgeholzt sind. Und die Holzwirtschaft blüht und gedeiht weiter. Gleichwohl, es war alles üppig grün um uns herum und eine Vielzahl von schwer duftenden Blüten (Orchideen, diverse Bananenarten usw.), hier wild wachsenden Nutzpflanzen wie Kakao, Kaffee, Mango-, Zitronen- und Mandarinenbäume sowie viele Pflanzen, denen eine heilende Wirkung z.B. gegen Grippe, Mückenstiche, Magenverstimmungen u.ä. beigemessen wird, zu bestaunen. Noch schlägt man sich dort durch knöcheltiefen Schlamm, Humus und kleinere Wasserläufe durch dichtes Blattwerk, das in immer wieder aufsteigenden Nebelschwaden geradezu mystisch wirkt. Das Idyll wird aber wohl nicht so bleiben, denn die Kettensägen waren immer wieder zu hören. Wir haben viele Vögel, darunter einige wunderschöne Papageienarten, sonst aber nur wenige Tiere (und damit Gott sei Dank auch nur wenige der giftigen Schlangen) gesehen. Unser indianischer Guide erklärte dies damit, dass kürzlich in den nahe gelegenen Dörfern vier Hochzeiten mit mehreren hundert Gästen gefeiert worden und zur Verköstigung der Gäste die umgebenden Waldstücke schlicht leer gejagt worden seien. Gegessen wird von den Fleisch liebenden Einwohnern scheinbar alles vom Affen bis zur Schlange und auch die wunderschönen großen Aras sind vor den gefräßigen Mäulern offenbar nicht sicher. Wir fragen uns, wie sich bei einer solchen Jagdwut die Fauna des Regenwaldes je wieder erholen soll. Schutzbestimmungen für Pflanzen und Tiere gibt es jedenfalls dort wo wir waren offenbar nicht, obwohl das Gebiet als „Reserva“ bezeichnet wird und man mit „Ecotourismus“ wirbt. Vielleicht finden solchen Bestimmungen aber auch schlicht keine Beachtung. Dabei schneiden sich die Leute natürlich insoweit ins eigene Fleisch als die Einnahmequellen aus der Landwirtschaft (etwas anderes gibt es nicht) doch sehr mager sind und man eigentlich den Tourismus weiter ankurbeln will. Aber wer soll kommen, wenn der Wald abgeholzt und die Tiere getötet sind ? Es ist ein Dilemma, denn die meist arbeitslosen Indianer leben nur von ihren Gärten, den wenigen Nutztieren,  dem was sie jagen, und bauen ihre Hütten und Kanus ausschließlich aus Holz.

 

Um aber keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen : die Sorge gilt der Zukunft, im Moment ist die Natur noch durchaus beeindruckend und nach dem Ende der Straße, weiter Fluss abwärts gibt es noch jede Menge primären Regenwald. Begleitet von den (angesichts meiner sehr rudimentären Spanischkenntnisse leider) ausschließlich spanisch sprechenden, meist indianischen Guides haben wir uns das, was die Natur zu bieten hat, gründlich angeschaut, sind auf halsbrecherischen Wege glitschige Wasserfälle hochgeklettert, um oben in unergründlich tiefen, trüben Badebecken zu baden, sind beinahe in einem Felslabyrinth stecken geblieben, haben schwarze (vom Petroleum gefärbte), weiße (von Mineralien gefärbte) und natürlich klare Wasserläufe bestaunt, und eine ausgiebige Kanutour auf dem Rio Napo unternommen, bei der schon so etwas wie ein „Amazonas-feeling“ aufkam. Wir hatten dabei ausgesprochenes Glück mit dem Wetter, denn es hat –

nach zehntägigem Dauerregen – während unseres Aufenthaltes kaum geregnet.

 

Organisiert von unserer Lodge, die wir mal wieder als einzige Touristen zu bewohnen die Ehre hatten, haben wir uns ein Indiodorf angeschaut, Chicha (ein aus Yuka gewonnener, gegorener und leicht alkoholhaltiger Saft, der für unsere Begriffe nach nichts schmeckt) getrunken, eine indianische Behausung (3 holzgezimmerte Räume für 10 Personen, kein Tisch, keine Stühle, kein Schrank und kein Wasseranschluss, nur Strom) besichtigt und uns geschworen, zukünftig auf die Peinlichkeit der Demonstration solcher Armut gegen Geld zu verzichten. Die Tour wurde dann noch „gekrönt“ vom Besuch bei einem Schamanen, der uns in einem fort versicherte, er sei ein „echter Schamane“, heile vollkommen selbstlos und mit ganz erstaunlichem Erfolg, und dabei ständig mit einem Fächer vor unserer Nase herumwedelte. Zum Beweis seiner Kräfte hatte er sich dann vorgenommen, den bereits sichtlich genervten Bernhard in den Zustand vollkommener Gelassenheit zu versetzen, in dem er ihm mit einer Zigarette ständig in die Haare blies. Dabei herausgekommen sind nach Nikotin stinkende Haare und sonst eigentlich nur die Lehre, von solcher Art organisierten Touren in Zukunft Abstand zu nehmen.

 

Am Montag haben wir dann von unserer Urwaldlodge, den ausschließlich uns umsorgenden Angestellten und den zwei freundlichen Labradormischlingshunden, die unter so entsetzlichem Mundgeruch litten, dass wir ständig vor ihnen auf der Flucht waren, Abschied genommen, und sind von 400 Metern Höhe wiederum über teilweise unsäglich schlechte Straßenabschnitte erneut in die Anden auf 3.300 Meter hinaufgefahren. Nun genießen wir „All-Exklusive“ in den Termas de Papallacta. „All Exklusive“ weil wir zwar zum ersten Mal in unserem Leben das Vergnügen haben, mit einem Hotelbändchen am Handgelenk herum zu laufen, dafür muss aber auch fast jede Dienstleistung des Hotels bis hin zum Frühstück, dem Benutzen der Saunen und Spa-Anlage extra bezahlt werden (kostenlos mit dem Bändchen kommt man nur in die allgemeinen Thermalbecken – ansonsten dient es nur zur Identifikation des Zahlenden). Dafür ist die Anlage aber wirklich sehr schön und gepflegt und das Beste von Allem : unser Zimmer ist - erstmalig in Ecuador - mit einer richtigen Heizung (keinem stinkenden Kamin) ausgestattet und müffelt weder nach Nässe noch nach Schweiß (der zugegeben teilsweise auch der eigene gewesen sein könnte, aber laut Bernhard soll sich das für einen echten Trotamundo = Weltreisender auch so gehören, wobei sich offenbart, dass sich unserer beider Schmerzgrenzen hier deutlich unterscheiden). Da hier eh alles schon so teuer ist, lassen wir es uns so richtig gut gehen, lümmeln in den unzähligen Thermalbadebecken herum, speisen vornehm und stellen uns seelisch und moralisch bereits auf Peru ein, denn am Donnerstag geht´s mit dem Flieger ab nach Lima. Zunächst müssen wir aber noch mit dem Mietwagen die letzten 70 unserer insgesamt ca. 2.100 km zurücklegen.