Auf
den Straßen wuseln Abertausende von Mopedfahrern umeinander herum. Autos generell,
insbesondere dicke Schlitten, wie sie gerne in Kambodscha gefahren werden, sind
hingegen selten. Da beide Länder fast das gleiche Prokopfeinkommen aufweisen,
lässt dies nur den Schluss zu, dass das Einkommen in Vietnam gleicher verteilt
ist, während sich in Kambodscha die Schere immer weiter öffnet. Leider haben
wir aber auch den Eindruck, dass die bei unserem letzten Besuch Vietnams im Jahre
1995 noch überall im Land blühende Privatinitiative zwischenzeitlich kräftig
unterdrückt worden ist. Offenbar hat sich der Staat viele kleinere,
erfolgreiche Unternehmen (Hotels, Reiseagenturen etc.) einverleibt.
Das
Land wirkt auf uns heute wesentlich sozialistischer. Für die Leute bedeutet das
: es bleibt beim recht geringen Einheitslohn; Anstrengungen, Eigeninitiative
und Erfindungsreichtum – Eigenschaften, die uns bei unserem ersten Besuch hier
noch faszinierten - lohnen sich nicht so recht. Im Ergebnis haben wir uns als
Reisende in Kambodscha besser betreut gefühlt als in Vietnam. Dort sieht jeder den Tourismus noch als
Chance an, sein eigenes Einkommen und seinen Lebensstandard zu verbessern. Hier
wird man in Hotels und Reiseagenturen häufig mit äußerst lustlos wirkenden,
teils sogar recht unfreundlichen Leuten konfrontiert (Ausnahmen bestätigen
natürlich wie immer die Regel).
Zudem
scheinen die Vietnamesen das Lächeln ohnehin nicht unbedingt erfunden zu haben,
jedenfalls merkt man einen deutlichen Mentalitätsunterschied, wenn man aus Kambodscha
bzw. Thailand kommt, und wir können mittlerweile die Werbewirkung des thailändischen
Slogans „Land des Lächelns“ durchaus nachvollziehen. Es ist einfach angenehm,
wenn einen die Leute im Restaurant anlächeln, anstatt sauertöpfisch den
Eindruck zu vermitteln, dass man eigentlich stört. Letzteres kann uns zwar auch
in Berlin passieren, weshalb uns das rauere Verhalten der Vietnamesen bei
unserem ersten Besuch gar nicht besonders aufgefallen ist. Nach den höflichen
Neuseeländern und Australiern und den freundlich, herzlichen Thais und
Kambodschanern missfällt einem jedoch das ruppigere Verhalten hier.
Gleichwohl,
die kleine Grenzstadt Ha Tien war
alles in allem eine angenehme Erfahrung. Sehr ursprünglich, wenig Touristen
(mit uns 6), viel Grün auf der Straße und eine angenehme, ruhige und günstige
Unterkunft. Mit Englisch kommt man in dieser eher abseits gelegenen Region allerdings
nicht allzu weit und wir hatten Mühe, überhaupt eine für uns lesbare Speisekarte
zu ergattern. Nach einer Übernachtung in Ha Tien ging es dann mittels einer
sehr strapaziösen Minibustour (schlechter Fahrer, schlechte, voll gestopfte Straßen,
kaum Platz im Bus, der überhaupt nicht dafür vorgesehen war, dass die
Passagiere Gepäck mit sich führten, weshalb man uns zwang, eine Platzkarte nur
für unser Gepäck zu kaufen) nach Can Tho,
dem Zentrum des Mekongdeltas.
Dort
war der nächste Stress angesagt, denn das von uns im Voraus gebuchte Hotel war trotz
Reservierungszusage komplett belegt und die Suche nach einem akzeptablen Ausweichquartier
entpuppte sich als schwierig, da – wie wir später herausfanden – gerade eine
große Landwirtschaftsmesse in Can Tho stattfand.
Immerhin
haben wir von dort eine sehr schöne Tour in einem privat gecharterten Miniboot
über den Mekong und seine Seitenarme unternommen. Für einen Besuch der vielen
Floating Markets waren wir zwar leider etwas spät an, da wir keine Lust auf den
um 6.00 Uhr morgens einsetzenden Touristenauftrieb hatten. Wir sahen den Markt
daher nur noch in Auflösung begriffen. Dafür ging es ruhig und relaxt zu, und
es waren kaum noch andere Touristen zu sehen. Die Händler hatten ihre Geschäfte
bereits gemacht und ließen uns in Ruhe. Zudem waren wir gar nicht so wild auf
das Marktgeschehen, denn Märkte haben wir auf unserer Reise schon so viele
gesehen. Viel interessanter war es da, das Treiben an den Ufern in Ruhe zu
beobachten und sich durch die engen, grün bewachsenen Kanäle schippern zu lassen.
Von
Can Tho ging es – diesmal in einem großen angenehmen Reisebus mit Beinfreiheit
– weiter nach Saigon. Auf der Fahrt hatten wir den Eindruck,
überhaupt nicht aus dicht besiedeltem Gebiet heraus zu kommen. Vietnam hat eine
Grundfläche, die ungefähr derjenigen Deutschlands entspricht, und ca.
84.000.000 Einwohner (mit deutlich steigender Tendenz), von denen ein Großteil
im Mekongdelta und in der Umgebung von Hanoi wohnen. Der Verkehr auf den wenigen
Straßen ist unbeschreiblich. Millionen von Motorradfahrern fahren ohne
Beachtung von Fahrtrichtung, Ampeln oder sonstigen Verkehrszeichen und
-regeln
in drei bis vier Reihen nebeneinander und nehmen dabei keinerlei Rücksicht auf
andere Verkehrsteilnehmer. Als Fußgänger ist es kaum möglich, die Straße zu
überqueren, ohne dabei wie ein Hase gejagt zu werden. Es ist schon ein Wunder,
dass bei dem ganzen Gewusel nicht mehr schlimme Unfälle passieren. Saigon hat
den schlimmsten Straßenverkehr, den wir bisher erlebt haben (6 Millionen
Einwohner und 4 Millionen Mopeds), weshalb wir wenn möglich auch für kürzeste
Strecken ein Taxi benutzten. Alles andere war viel zu stressig.
Abgesehen
vom Straßenverkehr hat sich Saigon, das uns in unseren Reiseführern als die
boomende Wirtschaftsmetropole Asiens dargestellt wird, aber seit 1995
wesentlich weniger verändert, als wir erwarteten. Es wird aber wesentlich weniger
gebettelt, was dafür spricht, dass es den Leuten wirtschaftlich besser geht.
Insbesondere ist das 1995 noch weit verbreitete Betteln von Krüppeln oder mit
Säuglingen bzw. von Kleinkindern deutlich weniger geworden.
Was
trotz aller Widrigkeiten und Mühsale nach wie vor phantastisch ist, ist die ausgezeichnete vietnamesische Küche. Es wird zwar nicht so scharf
gekocht, wie in Thailand, dafür benutzt man ganz viele frische Kräuter und auch
die Vielfalt der Speisen ist ungeheuer. Neu entdeckt haben wir die sog.
Hue-Küche, vor allem die knusprig gebratenen Reispfannkuchen mit
verschiedenartigen Füllungen und die aromatischen Soßen. Als Relikt aus der
französischen Kolonialzeit gibt es überall frisch gebackenes, luftiges Baguettebrot
und leckere Kuchen. Auch der Kaffee, der in Vietnam angebaut wird, schmeckt
sehr gut. Im Hochland um Da Lat wird sogar recht trinkbarer, einheimischer Wein
angebaut.
Nach
den Strapazen von Saigon ist jetzt ein wenig Erholung am südchinesischen Meer
in Mui Ne angesagt. Hier gibt es
einen über 7 Kilometer langen, mit Palmen gesäumten Strand, an dem 1995 nur ein
Ferienresort stand. Heute sind es an die 100 und es wird unverdrossen
weitergebaut. Wir haben uns etwas abseits, in einer netten kleinen Bungalowanlage
untergebracht. Hier ist der Strand zwar nicht ganz so breit wie an anderen
Stellen (die Erosion nagt aber insgesamt an diesem Küstenabschnitt und es fragt sich, wie lange
man hier noch Strandtage genießen kann), dafür geht es hier ruhig und relaxt
zu.
Dienstag, 16. 12.2008
Das
mit der Ruhe muss allerdings ein wenig relativiert werden, wir sind ja
schließlich in Asien. Unsere Ferienanlage liegt direkt neben einem Fischerdorf
und so können wir tagsüber voll Verzücken den Fischern bei ihrer Arbeit zusehen.
Benutzt werden kleine runde, aus Flechtwerk bestehende Boote, die mittels einer
speziellen Rudertechnik fast geräuschlos (man klopft aber aus für uns nicht
ganz nachvollziehbaren Gründen beständig auf den Bootsrand) fortbewegt werden.
Teilweise werden auch lange Netze von Land aus ausgelegt, eine Tätigkeit, die
ganze Familien zu beschäftigen scheint. Die Ausbeute ist jeweils beschämend
gering, meist ein Eimer voll kleiner Sardinen, die hier zu der berühmten
vietnamesischen Fischsoße Nuoc Mam verarbeitet werden. Die „Fischereiromantik“,
die für die Leute zugegebenermaßen knochenharte Arbeit ist, hat jedoch ihr Ende,
wenn nachts zwischen ein und vier Uhr die größeren Fischerboote aus der nahe
gelegenen Hafenstadt Phan Thiet auf´s
Meer heraus knattern und – so scheint es uns – unmittelbar vor unserem
Bungalow auf und ab kreuzen. Und so
haben wir wieder eine Lektion für das Reisen in Asien aufgefrischt : ebenso wie
man sich im Restaurant möglichst nicht in die erste Reihe an der Straße setzt,
es sei denn man kommt nicht zum Essen sondern auf einen Plausch mit Händlern,
Bettlern, TukTuk-Fahrern und sonstigen Gewerbetreibenden, sollte man auch an
Stränden und Flussläufen nie die erste Reihe für seine Unterkunft wählen. Dringend
zu vermeiden sind auch die in Asien unglaublich beliebten Karaokebars, die
überall wie Pilze aus dem Boden sprießen. Ein Glück nur, dass die Abendvergnügungen
hier recht früh enden. Um 23:00 Uhr ist in der Regel Schluss damit, denn
irgendwann müssen die Leute, die zwischen 5.00 und 6.00 Uhr morgens alle wieder
auf den Beinen sind, ja schließlich auch mal schlafen.
Insgesamt
ist Mui Ne nach den anstrengenden
Tagen in Can Tho und Saigon aber ganz erholsam. Trotz des hier weniger schönen
Strandes sind wir ganz froh, am Rande des weiter südwärts recht trubeligen
Badeortes, der zur Zeit noch als das Strandparadies Vietnams gilt, dem aber
über kurz oder lang die in Entwicklung begriffene Insel Phu Quoc an der kambodschanischen
Grenze den Rang ablaufen wird, untergekommen zu sein. Hier sind die Restaurants
noch authentisch und haben auch preislich noch nicht abgehoben. Für 6-7 Euro
(incl. Getränke) essen wir uns hier allabendlich durch mehrere vietnamesische
Gerichte hindurch und sind jedes Mal auf´s Neue begeistert von der hiesigen
Küche. Ein Bedürfnis nach westlicher Kost ist bisher noch nicht aufgekommen. Wünschenswert
wäre allenfalls noch ein wenig mehr Mobilität. Vietnam versucht leider zum
Vorteil des einheimischen Taxi- und Motofahrer-Gewerbes das gleichwohl überall
offerierte Anmieten von Motorrädern dadurch zu unterbinden, dass man Ausländer
mit saftigen Strafen belegt, wenn sie nicht im Besitze eines vietnamesischen
Führerscheins sind. Die Bearbeitungszeit für den Erhalt eines solchen dauert
aber zwei Monate, ist für den normalen Touristen also nicht machbar.
Internationale Führerscheine werden dem Vernehmen nach nicht oder jedenfalls
nicht überall akzeptiert. Einerseits schützt diese Praxis zwar viele ungeübte Urlauber
vor Unfällen, für uns ist es jedoch ein wenig ärgerlich, denn mit den
öffentlichen Bussen kommt man nicht überall hin, bei organisierten Touren herrscht
eine ziemliche Abzocke und Fahrradfahren macht bei dem schwülwarmen Klima und
mit den teils schlecht ausgestatteten Rädern auch nicht immer die wahre Freude.
Montag, 22.12.2008
Nach
sieben Tagen Strandleben in Mui Ne war es Zeit weiter zu ziehen. In einer 6-stündigen
Bustour ging es mit dem sog. Sleeper, einer eigenwilligen asiatischen Buskreation,
in der man in Dreierreihen in einer Art Schlafkoje liegt, nach Nha Trang. Da wir tagsüber unterwegs
waren, wäre ich lieber in einem Bus mit normalen Sitzen gereist, um die
reizvolle Dünenlandschaft, die sattgrünen Reisfelder und die abwechselungsreiche
Küste zu betrachten, aber die
Sitzkonstruktion des Busses entpuppte sich als wesentlich bequemer, als es
zunächst den Anschein hat.
Wir
hatten Nha Trang von unserer ersten
Vietnamreise in nicht besonders guter Erinnerung, was daran liegen mag, dass es
damals fast durchgehend regnete (was - wie wir nun wissen - daran lag, dass in
diesem Küstenabschnitt im Dezember Regenzeit ist). Außerdem war die
Hotelsituation mies. Zunächst hatten wir uns in einem alten Kolonialhotel einquartiert,
in dem riesige, dunkle Zimmer mit schlechten Sanitäranlagen auf die durch den
Regen ohnehin gebeutelte Stimmungslage drückten. Dann zogen wir in ein sog.
Minihotel um, bei dem zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk cm-dicke Spalte
klafften, so dass wir immer regen Anteil am Straßenleben nehmen durften.
Diesmal
meinten wir uns durch die Buchung eines brandneuen Mittelklasse Hotels in bester
Lage gegen solche Widrigkeiten abgesichert zu haben. Es wurde leider der
schlimmste Hotelaufenthalt, den wir bisher auf unserer Reise hatten. Das Hotel
entpuppte sich als betonstrotzender Hochhausriese, in dem kein Stück
schalldämpfender Teppichboden zu finden war und dessen einfachverglaste Fenster
so schlecht verarbeitet waren, dass man sie auch hätte weg lassen können. Vom Lärmpegel her
hätten wir genau so gut auf einer der Verkehrsinseln der vierspurigen
Hauptverkehrsstraße übernachten können, die vor unserem Hotel verlief. Da man
sich offenbar zwischenzeitlich der Hellhörigkeit des Etablissements bewusst
geworden ist, hat man nunmehr begonnen, den gefliesten Fußboden in den
Gästezimmer durch schlecht verlegtes Billiglaminat zu ersetzen, was dazu
führte, dass von morgens sieben bis abends sechs Uhr lautes Hämmern und der zum
Entfernen der Fliesen genutzte Pressluftbohrer durchs Haus dröhnte. Pünktlich
mit dem Ende des Baulärms setzte dann das laute Gejammere der gegenüber gelegenen
Karaokebar ein, welches zwar Gottseidank um 21.00 Uhr endete, an den
Wochenendtagen aber durch die Lifemusik der gegenüberliegenden Strandbar
abgelöst wurde. Auf der Suche nach ein wenig Ruhe sind wir dreimal in dem Hotel umgezogen, haben zur Entschuldigung diverse
Früchtekörbe der Hotelleitung entgegen genommen und sind tagsüber entweder zu
ausgedehnten Stadtbummeln oder zum Faulenzen an den Pool des unmittelbar am
Strand gelegenen Louisiane Brewhouses geflüchtet.
Von
der uns dringend ans Herz gelegten Schnorcheltour an den vorgelagerten Inseln haben
wir wegen des recht rauen Seegangs abgesehen, zumal sich diese unseren Reiseführern
nach eher als Sauf- und Gröltouren vergnügungssüchtigen Partyvolks darstellen
sollen.
Da
mich Bernhard ermahnt hat, nicht immer nur Negatives aus Vietnam zu berichten,
nun also das Positive : Nha Trang (2006
ca. 315.000 Einwohner) hat sich zu einer durchaus angenehmen Mischung aus einer
wohlhabenden asiatischer Großstadt und einem Badeort mit Mallorca-Flair
entwickelt. Im geschäftlichen Zentrum kann man billig gute und geschmackvolle
Dinge einkaufen, die Stimmung ist relaxt, im Gegensatz zu Saigon kommt man auch
noch relativ gefahrlos über die Straße. Das Glanzstück Nha Trangs ist aber die
über 4 Kilometer lange, breite Uferpromenade am ebenso langen, goldgelben
Sandstrand. Die Restaurantszene steht der in der Travellermeile Saigons an
Qualität kaum nach und man kann durchaus einige angenehme Tage in der Stadt
verbringen, so das Wetter mitspielt (was es bei uns tat, denn trotz Regenzeit
schien die Sonne) und man das Glück hat, ein vernünftiges ruhiges Hotel zu
finden.
Wir
sind nach vier Tagen weiter nach Norden gefahren und für einen kurzen Zwischenstopp
in Quy Nhon gelandet. Könnten wir
die Reise nochmals planen, hätten wir lieber drei Tage hier und lediglich zwei
Tage in Nha Trang verbringen sollen. Obwohl Quy Nhon auch immerhin 260.000
Einwohner hat, wirkt es wesentlich kleinstädtischer als Nha Trang. Der Verkehr
ist viel geringer, alles geht geruhsamer zu, der Tourismus spielt (noch) keine
große Rolle. Mehr als 10 „Langnasen“ sind uns hier bisher noch nicht begegnet.
Dabei kann Quy Nhon mit einem ähnlich schönen Stadtstrand und einer ebenfalls
tollen Strandpromenade aufwarten. Abends versammeln sich die Einheimischen auf
der Promenade. Es wird flaniert, Fußball und Volleyball gespielt, einige
verrückte Jogger sind auch zugegen. Viele sitzen nur auf einer der vielen
Bänke, schauen verträumt übers Meer und die dort aufgespannten Fischernetze und
warten geruhsam auf den Sonnenuntergang. Die Stadt ist gepflegt, die Leute viel
netter als in den Touristenhochburgen.
Hier
haben wir ein ganz wunderbares Hotel erwischt. Von außen zwar auch der übliche
Betonriese, ist es mit dicken Teppichböden, riesigen, picobello sauberen und
nett eingerichteten Zimmern mit schöner Aussicht auf das Meer und die Stadt
ausgestattet. Wir haben eine angenehme ruhige Nacht verbracht, ein
reichhaltiges Frühstücksbuffet genossen und sind eigentlich ganz traurig, heute
schon wieder abreisen zu müssen, weil wir unsere nächste Unterkunft in Hoi
An wegen der anstehenden Feiertage bereits vor Monaten vorgebucht haben.
Jetzt hoffen wir, dass unsere Weiterfahrt nach Norden genauso schön wird wie
unsere gestrige Anreise nach Quy Nhon, bei der wir bei schönem Wetter voll in
den Genuss der landschaftlichen Attraktionen Vietnams gekommen sind (grüne
Bergkegel, einsame weiße Strände, immer wieder hohe Dünen, Reisfelder und
Palmenhaine so weit das Auge reicht, geschäftige kleine Dörfer, in denen alle
möglichen Getreidesorten am Straßenrand zum Trocknen ausgelegt sind).
Dienstag, 30.12.2008
Die
6-stündige Fahrt von Quy Nhon nach Hoi
An haben wir wenig gemütlich auf der Hinterachse eines voll gepackten Kleinbusses
verbracht. Zwei Stunden vor dem Erreichen unseres Ziels setzten Regen und
Dunkelheit ein. Entgegen der Versprechungen unseres Hotels in Quy Nhon, das für
uns die Bustickets buchte, fuhr der Bus auch nicht über Hoi An, sondern setzte
uns an der Hauptstraße nach Danang etwa 10 Kilometer von unserem Ziel entfernt
ab. Da standen wir nun einsam mit unserem Gepäck im Regen und von einem Taxi
war weit und breit nichts zu sehen. Ein findiger Motofahrer führte uns
schließlich zu einem Kleinbusbesitzer, der uns für einen hoffnungslos
überteuerten Preis weiter nach Hoi An kutschierte,
wo wir natürlich viel zu spät und ziemlich abgenervt zu unserer Essensverabredung
mit Tanja und Ian, einem schwedisch-englischen Paar, das wir in Kambodscha
kennen gelernt haben, kamen. Dafür war das Essen in dem von den beiden ausgewählten
Restaurant wieder einmal ein Highlight, das über Fahrstress und schlechtes
Wetter fast hinwegtröstete.
Hoi
An, das bei unserem ersten Besuch im Jahre 1995 noch ein Ziel für Rucksacktouristen
war und etwas verschmuddelt, aber mit viel Atmosphäre daherkam, hat sich völlig
verändert. Wegen der vielen historischen Gebäude des Ortes, der bis zur Mitte
des 19. Jahrhunderts unter dem Namen Faifo einer der wichtigsten Häfen
Südostasiens mit vielen chinesischen und japanischen Handelsniederlassungen
war, hat die Stadt zwischenzeitlich den Status eines Weltkulturerbes erreicht. Die
UNESCO hat eine Menge Geld in die Restaurierung der alten Häuser gesteckt, von denen
viele zu Souvenirshops, Schneiderläden und Restaurants umfunktioniert und dabei
leider durch unschöne Reklametafeln verunstaltet wurden. Der Ort lebt vom
westlichen Tourismus, denn die Vietnamesen selbst haben mit der Besichtigung
von alten Häusern nicht viel am Hut. Sie strömen lediglich in die Stadt um
Geschäfte zu machen und der Konkurrenzdruck unter den Händlern, Schneidern,
Cyclofahrern usw. ist unendlich groß. Leider ist uns bisher nirgendwo in Vietnam
eine schlimmere Anmache und Abzocke untergekommen als in Hoi An (Schlimmeres soll
uns dem Vernehmen nach aber noch in
Hanoi bevorstehen). Bei annähernd jeder geschäftlichen Transaktion – sei es in
der Wäscherei, sei es beim Keksekaufen – versuchte man uns übers Ohr zu hauen.
Das alles tat in finanzieller Hinsicht nicht weh, es ärgert einen aber trotzdem.
Gleichwohl
ist Hoi An nach wie vor ein El Dorado für Hobbyfotografen. Es finden sich noch
viele romantische Motive von Häusern, Pagoden und engen Gassen, die die alten
Zeiten Faifos auferstehen lassen. Die an einem breiten Flusslauf gelegene Stadt
ist umgeben von Reisfeldern und Lagunen. 5 Kilometer entfernt liegt ein schöner
Strand, der sich quasi bis zum berühmten Chinabeach in Danang fortsetzt, im
Moment aber auch voll in der touristischen Entwicklung mit entsprechender
Bautätigkeit begriffen ist. Wir fragen uns insofern allerdings, ob man hier
nicht kräftig am Bedarf vorbeiplant, denn der Ort und die Landschaft sind zwar
reizvoll, liegen aber in einer der regenreichsten Gebiete Vietnams. Wir
jedenfalls haben die Gegend nun zum zweiten Mal fast nur im Regen gesehen, was
uns nachhaltig die Lust zu einem an sich geplanten längeren Aufenthalt nahm.
Daran
konnten auch die Ruinen von My Son, einer
Tempelstadt der Champas (4. bis 13. Jh.) nichts ändern, denn auch diese konnten
wir nur im Nieselregen besichtigen. Der überall aufsteigende Wasserdampf gab
dem einst (will heißen vor den Bombenangriffen der Amis und dem ausgiebigen
Einsatz von Agent Orange) im Dschungel gelegenen Ort zwar etwas Mystisches, das
Herumwandern auf schlammbedeckten Pfaden war jedoch nur für begrenzte Zeit vergnüglich.
Außerdem verblasst die Anlage natürlich hinter der Größe und dem viel besseren
Erhaltungszustand der Khmertempel von Angkor.
Nach
6-tägigem Warten auf besseres Wetter haben wir unsere Zelte in Hoi An abgebrochen
und sind mit dem Bus nach Hue weitergefahren. Unterwegs stand eine Besichtigung der Marmorberge bei Danang, mit ihren Grotten und Pagoden, die dem Viet
Cong während des Vietnamkrieges als Versteck dienten und heute als eine
Mischung zwischen Geisterbahn und Disneyworld ausgestattet sind, auf dem
Programm. Den berühmten Wolkenpass,
der das tropische Südvietnam vom subtropischen Nordvietnam trennt, haben wir auf
unserer Fahrt zwar nicht überquert, weil der Gebirgszug zwischenzeitlich untertunnelt
ist. Beeindruckende Wolkengebilde waren aber auch von unten zu sehen und haben
uns letztlich bis nach Hue begleitet. Hue ist die Kaiserstadt der
Nguyen-Dynastie (1802 – 1945) und gilt als eine der regenreichsten Städte
Vietnams. Zur Zeit macht sie diesem Ruf alle Ehre. Nachdem uns am Ankunftstag
noch ein leichter, aber beständiger Nieselregen empfangen hat, schüttet es nun seit
zwei Tagen unentwegt.
Die
Zitadelle, die die alte Kaiserstadt und die in ihr gelegene Verbotene Stadt, welche
nur dem Kaiser und seinen Frauen vorbehalten war, umgrenzt, mussten wir aus
einer Art „Unterwasserperspektive“ besichtigen. Leider haben die Franzosen und
die Amerikaner viele Gebäude der gleichfalls als Weltkulturerbe geltenden
Anlage komplett zerstört und der Wiederaufbau schreitet nur langsam voran. Die
wieder hergerichteten, eindeutig chinesisch inspirierten Paläste und Tempel
sind allerdings beeindruckend. Die heute eigentlich auf unserem Programm
stehende Besichtigung der außerhalb Hues liegenden Kaisergräber ersparen wir
uns aber, denn das Wetter ist gar zu garstig. Anstelle des Herumlaufens mit
nassen Klamotten gönnen wir uns heute Nachmittag vielleicht lieber einen Saunabesuch
und eine schöne Massage. Morgen geht es mit dem Flieger nach Hanoi, von wo aus wir die berühmte Halong Bay besichtigen wollen. Hanoi
liegt in einer anderen Klimazone. Eigentlich sollte es dort jetzt kühl (tagsüber
so um die 20 Grad) und trocken sein, nach Berichten entnervter Touristen hat es
aber auch da in den letzten Tagen geregnet und leider ist weiterer Regen
angesagt. Aber wir sind ja auf Reisen und nicht im Erholungsurlaub und müssen
daher auch mal schlechtes Wetter hinnehmen. Am 4. Januar 2009 verlassen wir
Vietnam und fliegen weiter in die hoffentlich trockene Hauptstadt von Laos, Vientiane.
Donnerstag,
08.01.2009
In
Hanoi sind wir am 31. Dezember 2008 angekommen und es hat Gott sei Dank nicht
geregnet. Dafür lag unser sorgsam ausgewähltes, als besonders ruhig beschriebenes
Hotel in der Altstadt Hanois direkt neben einer Baustelle, in der fleißig mit
dem Presslufthammer gewerkelt wurde. Als am nächsten Tag noch eine zweite
Baustelle hinter unserer Unterkunft aufmachte, haben wir das Handtuch geworfen
und das Hotel gewechselt. Wir sind zwar nicht vom Regen in die Traufe gekommen,
besser war das zweite, uns als ganz besonders ruhig anempfohlene Hotel aber
auch nicht, nur um einiges teurer. Abends um 22.00 Uhr begann man mit einer
Planierraupe die gegenüberliegende Grundstückseinfahrt zu bearbeiten. Ansonsten
hatte die Unterkunft ein dickes Feuchtigkeitsproblem. Morgens lief das Wasser
die Fenster runter, obwohl es draußen nicht feucht war.
Der
Verkehr in Hanoi und das damit untrennbar verbundene, fortwährende Hupkonzert ist
kaum geringer als in Saigon, man kommt vielleicht ein bisschen besser über die
Straßen, weil diese in der Hanoier Altstadt enger sind und sich der Verkehr
daher ständig staut. Entsprechend schlecht ist die Luft. Wir leiden beide heute
noch an einer leichten Bindehautentzündung und Ich habe erstmals mit dem
Gedanken gespielt, mir einen Atemschutz zuzulegen, wie ihn die meisten
Vietnamesinnen Tag und Nacht tragen, was einem zunächst den Eindruck
vermittelt, man sei in einem Seuchengebiet gelandet.
Ansonsten
haben wir Sylvester unspektakulär begangen. In Vietnam sind – wohl aus gutem
Grund - Sylvesterknaller und Feuerwerk verboten. Statt dessen stiegen vom dem
zentral in der Altstadt Hanois gelegenen Huan Kiem See Hunderte erleuchtete
Lampions in den Himmel bzw. schwammen im Wasser, was recht hübsch anzusehen
war. Ein frisch angekommenes, noch unter Kulturschock stehendes französisches
Paar freute sich, mit uns den mühsam ergatterten Sekt zu teilen und um 1.00 Uhr
war das Sylvesterfest vorüber.
Am
2. Januar 2009 ging es auf unseren Trip durch die 140 km von Hanoi entfernt
liegende Halong Bucht. Charakteristisch
für die Bucht sind tausende, aus dem Wasser aufsteigende Karstkegel, die sich in
allen Grüntönen vor dem immer etwas dunstigen Horizont abzeichnen. Diesmal
hatten wir Glück mit dem Wetter und auch mit unseren Tourbegleitern : ein kanadisches
Paar aus Quebec, zwei französisch-schweizerische Paare, ein englisches und ein
vietnamesisches Paar, alle sehr nett und kommunikativ. Übernachtet wurde auf
einer recht luxuriös ausgebauten Dschunke in der Bucht, wo wir auch mit
reichhaltigem und leckerem Essen versorgt wurden. Diese Tour war sicher das
Highlight unseres Vietnamaufenthaltes, den wir ansonsten – nicht nur wegen des
teils schlechten Wetters, sondern auch wegen der allgegenwärtigen
Menschenmassen und Lärmkulissen - als
eher stressig und nervenaufreibend empfunden haben.